Anleger hielten sich angesichts der "zweigeteilten" Stimmung zurück, erklärte ein Marktteilnehmer. "Am Morgen hatte man noch das Gefühl, der Markt könne sich von der zuletzt eingeleiteten Konsolidierung erholen - aber das war ein Trugschluss", sagte er. Denn mit der Rede von EZB-Präsidentin Christine Lagarde an einer Konferenz im portugiesischen Sintra seien wieder Zinsbedenken aufgekommen. Lagarde hatte in ihrer Rede erklärt, die Leitzinsen in der Eurozone erneut zu erhöhen, sofern sich "die Aussichten nicht wesentlich ändern".

Hinzu kamen laut Marktteilnehmern die US-Preis- und Konjunkturdaten, die auf eine stabile Wirtschaftslage in den USA hindeuten würden. "Besser als erwartete Konjunkturdaten geben der US-Notenbank aber auch die Möglichkeit und Argumentationsbasis, weitere Zinsschritte vornehmen zu können", so ein Händler. Zusammen mit dem Ausklang des ersten Halbjahres ergebe sich dadurch ein wenig bewegtes Bild. "Doch mit den Sommerferien im Juli und vielen Ferienabwesenheiten könnte es dann wieder Bewegung in die eine oder andere Richtung geben", so ein Börsianer. Denn dann kämen bereits erste Halbjahresdaten, die gerade bei tiefen Volumina für Ausschläge am Markt sorgen könnten.

Der SMI schloss mit 0,01 Prozent praktisch unverändert bei 11'142,65 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, lag bei Handelsschluss mit 0,16 Prozent auf 1741,13 Zähler ebenfalls nur unwesentlich höher als beim Start. Der breite SPI schloss 0,01 Prozent höher auf 14'659,06 Zählern. Im SLI hielten standen sich zum Handelsschluss elf Verlierer und 19 Gewinner gegenüber.

Das Gewinnerfeld wurde mit reichlich Abstand von Schindler PS (+3,3 Prozent) angeführt. Geholfen hat unter anderem ein Analystenkommentar mit Kurszielerhöhung von Jefferies. Der Broker äusserte sich zuversichtlich über die weiteren Geschäftsaussichten und hält gar eine Anhebung der Guidance zum Halbjahr für wahrscheinlich.

Ebenfalls deutliche Gewinne verbuchten Logitech (+2,6 Prozent), die im Sog der positiven US-Konjunkturdaten zulegten. Die Titel mussten jedoch seit Bekanntgabe des Chefwechsels vor zwei Wochen deutlich Federn lassen und haben mit den heutigen Gewinnen erst einen Bruchteil davon wettgemacht.

Zu den weiteren Gewinnern unter den Blue Chips gehörten ausserdem finanznahe Titel wie Swiss Re (+1,6 Prozent), Swiss Life (+1,4 Prozent), Zurich (+0,4 Prozent) und Julius Bär (+0,2 Prozent). UBS schlossen praktisch unverändert. CEO Sergio Ermotti hatte an einem Forum erklärt, die Bank werde bis Ende Sommer mehr Klarheit über die CS-Integration schaffen.

Konjunktursensitive Titel wie etwa Kühne+Nagel (+1,2 Prozent), Sika (+1,1 Prozent) oder Geberit (+0,4 Prozent) profitierten von den positiven Wirtschaftsdaten aus den USA. Bei Sika kam noch die Inbetriebnahme neuer Produktionskapazitäten in Indien hinzu, die laut Händlern "begrüsst" wurden.

Auf der anderen Seite gaben zinssensitive Wachstumstitel wie Straumann (-1,4 Prozent) oder Alcon (-0,4 Prozent) nach. Aber auch klassisch defensive Werte wie Givaudan (-1,1 Prozent), Roche (-0,9 Prozent) oder Novartis (-0,2 Prozent) schlossen tiefer. Das dritte Schwergewicht Nestlé feil mit einem Minus von 0,09 Prozent nur leicht zurück.

Die beiden Uhrenwerte Richemont (+1,2 Prozent) und Swatch (-0,6 Prozent) reagierten uneinheitlich auf Angaben zum chinesischen Wachstum. Der chinesische Regierungschef Li Qiang hatte sich auf dem Treffen der "New Champions" des Weltwirtschaftsforums (WEF) zuversichtlich gezeigt, dass die zweitgrösste Volkswirtschaft im zweiten Quartal stärker gewachsen ist als im ersten Quartal.

In den hinteren Reihen fielen Santhera mit einem Plus von 8,2 Prozent auf. Titlisbahnen (+3,9 Prozent) konnten nach positiv aufgenommenen Halbjahreszahlen punkten. Zudem gewannen die BKW-Aktien (+0,9 Prozent) nach dem Erwerb von drei Windparks in Schweden ebenfalls überdurchschnittlich.

Die anfänglichen Gewinne von Idorsia nach positiven Studiendaten brachen hingegen weg und die Titel schlossen praktisch unverändert.

(AWP)