Ein Finanzinstrument, das bei Schweizer Kleinanlegern während der Negativzinsphase markant an Beliebtheit gewannen, bereitet je länger desto mehr Kopfzerbrechen. Die Underperformance des Schweizer Aktienmarktes in diesem Jahr droht den Kleinanlegern hohe Verluste zuzufügen.

Bei diesen sogenannten Barrier Reverse Convertibles (BRC) können Anleger eine attraktive Rendite erzielen, wenn der Aktienkurs leicht negativ, stabil oder steigend ist. Diese werden dann mit einer Zinszahlung entschädigt. Diese Instrumente, welche im Normalfall eine steuerfreie Rendite von fünf bis zehn Prozent abliefern, waren während der Phase mit negativen Zinsen und konstant steigenden Aktienbörsen attraktiv. So konnten in diesen guten Zeiten deutlich höhere Renditen als mit Investments in Aktienindizes oder Obligationen erzielt werden. 

Mit den massiven Kurskorrekturen, welche einzelne Titel im laufenden Jahr zum Teil eingefahren haben, hat sich das Blatt nun gedreht. Die Medaille hat bekanntlich zwei Seiten und Anlegerinnen und Anleger können mit Barrier Reverse Convertibles auch Geld verlieren. Fällt der Aktienkurs stark, werden die Aktien zu einem vorher definierten Preis dem Anleger ins Depot gelegt. Genau dieses Szenario könnte nun eintreten, falls die Kurse einzelner bereits stark gebeutelter Titel weiter fallen. 

Während es keine verlässlichen Daten darüber gibt, wie viele BRC-Anleihen genau ausstehen, listet der Schweizerische Verband für Strukturierte Produkte (SVSP) mehr als 11'000 solcher Instrumente auf. Laut SSPA wurden allein im zweiten Quartal dieses Jahres rund 12 Milliarden Schweizer Franken an Instrumenten der Kategorie Reverse Convertible von Banken an Investoren verkauft.

Die Kurse vieler Aktien liegen mittlerweile deutlich unter dem Niveau zum Zeitpunkt der Emission der Anleihen, was darauf hindeutet, dass der Verlustauslöser bei einigen Instrumenten bereits erreicht wurde, wie aus Daten hervorgeht, die auf der Seite der Leonteq verfügbar sind. Leonteq ist einer der grössten Anbieter von solchen Produkten in der Schweiz. Mehr als ein Zehntel der Emissionen werden unter 70 Prozent des Nennwerts notiert und in einigen extremen Fällen sogar weniger als 20 Prozent, wie Daten von Leonteq zeigen. Leonteq war für einen Stellungnahme nicht zu erreichen. 

Willi Bucher, Leiter Strukturierte Produkte bei der Raiffeisen Schweiz und Mitglied des Schweizerischen Verbands für Strukturierte Produkte, sagte, BRCs seien bei Privatkunden beliebt. Nach Angaben von SIX Swiss Exchange gehört die Raiffeisenbank zu den grössten Emittenten der Anleihen in der Schweiz. "Wir haben seit langem ein Niedrigzinsumfeld. Wenn man also für ein gewisses Risiko einen Kupon von 6 oder 7 Prozent einnehmen könnte, wäre das attraktiv“, sagte Bucher in einem Interview. "Wenn man ein solches Produkt kauft, ist es wichtig zu verstehen, welches Risiko man eingeht.“

Diese auch als Aktienanleihen bezeichneten BRC sind nicht nur ein Schweizer Phänomen. Da die Zinsen in anderen Länder höher sind, ist deren Attraktivität dort aber geringer.

(Bloomberg/cash)