Nachdem BYD Ende 2022 die jahrezehntelang führende Marke Volkswagen von Platz eins in China verdrängte, arbeitet sich der Hersteller aus Shenzhen vom Massenmarkt in das Premium- und Luxussegment hoch. Diesen, noch vom Verbrennerauto bestimmten Markt haben die deutschen Autobauer BMW, Mercedes-Benz, Audi und Porsche bisher fest im Griff. Doch auch hier könnten die Platzhirsche mit dem Umschwung zu Elektroautos unter Druck der chinesischen Konkurrenz kommen.

Als Highlight präsentierte BYD auf der Automesse in Peking am Donnerstag die erste Limousine seiner Premiummarke Denza, den Z9GT. Die E-Auto-Marke war seit 2010 ein 50-50 Joint Venture von BYD und dem Mercedes-Vorgängerkonzern Daimler. Doch Denza kam kaum vom Fleck, und die Schwaben verringerten ihren Anteil Ende 2021 auf zehn Prozent. Mercedes-Benz setzt voll und ganz auf seine Elektroautos der Marke EQ - in Peking steht die Elektroversion des kantigen Geländewagen-Kolosses G-Klasse im Rampenlicht. Doch die Einschläge kommen näher: Im ersten Quartal knickte der Absatz von Mercedes in China um zwölf Prozent ein, vom Stuttgarter Nachbarn Porsche sogar um 24 Prozent.

Technologie statt Logo

Premiummodelle machten bei BYD im ersten Quartal nur sechs Prozent des Absatzes von insgesamt rund drei Millionen Autos aus. Doch das Angebot wird ausgeweitet, unter anderem durch die BYD-Luxusmarke Yangwang. «Früher wurden traditionelle Luxusmarken durch ihr Logo definiert. Heute wird der Luxus durch die Technologie definiert», erklärte Denza-Verkaufschef Zhao Changjiang Anfang des Monats. Der Erfolg von Denza ist von zentraler Bedeutung für BYDs Ziel, ein globaler Marktführer zu werden, der mit Toyota oder Volkswagen konkurrieren kann mit einer Palette von Marken in allen Preisklassen.

Allerdings stossen die Luxus-Ambitionen auf einen gesättigten, hart umkämpften heimischen Markt. Globale Expansionspläne treffen in den USA und Europa auf Skepsis der Politik, die ihre Märkte vor einer Welle überschüssig produzierter Billigautos aus China schützen wollen. Da der Preiskampf Gewinne auffrisst, ist der Vorstoss in den hochpreisigen Markt auch notwendig, um die Rentabilität zu steigern. Denzas D9 sei mit einem Jahresabsatz von 119'000 Einheiten und einer Marge von einem Viertel das profitabelste Modell des Konzerns, sagten Denza-Manager.

Lange Zeit konnten chinesische Autobauer gegen Ikonen wie Porsche und Ferrari nichts ausrichten, da ihnen Erfahrung und Technologie bei Verbrennungsmotoren fehlten. Der Durchbruch kam mit dem Elektroauto und der digitalen Vernetzung. Als erstes mischte der US-Elektroautopionier Tesla die Branche auf, jetzt entwickeln sich chinesische Autobauer und Tech-Spezialisten zur Übermacht. Ob Batterie, Fahrwerk oder autonomes Fahren - BYD macht alles selbst.

Nappaleder und Kristall

Neben Technik spielt Design eine zentrale Rolle: Die Premiumfahrzeuge von BYD verfügen über Sitze aus Nappaleder und mit Kristallen besetzte Schalthebel. Sie enthalten auch Designs unter der Leitung von Wolfgang Josef Egger, der für europäische Luxusmarken wie Alfa Romeo, Audi und Lamborghini gearbeitet hat. Solche Annehmlichkeiten könne Denza zu einem Fünftel des Preises von Mercedes, Porsche oder BMW bieten, sagte Zhao.

«Da Autos zu elektronischen Geräten werden, muss man sich nicht mehr scheuen, ein Premium-Elektrofahrzeug ohne Herkunft oder Geschichte zu bauen, sondern einfach alle möglichen modernen Technologien in das Auto packen», sagt Yale Zhang, Geschäftsführer des Shanghaier Beratungsunternehmens Automotive Foresight. Auch die Kostenkontrolle von BYD sei eine Stärke, da sie mehr Raum für Innovationen lasse als bei etablierten Automobilherstellern, die immer noch um die Rentabilität ihrer Elektrofahrzeuge kämpfen.

BYD kann es sich leisten, Preise zu senken und Verluste inkauf zu nehmen. Zhao bezeichnete dies als einen strategischen Schachzug von Denza, um in diesem Jahr eine Absatzsteigerung von 40 Prozent zu erreichen, nach knapp 128'000 Verkäufen 2023. Es gehe nicht darum, Klassiker wie den Porsche 911 zu schaffen. «Wir müssen unbedingt alles tun, was nötig ist, um die Verkäufe anzukurbeln.»

(Reuters)