Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat am vergangenen Donnerstag vorgelegt und die Leitzinsen aufgrund rückläufiger Inflationsraten gesenkt. Dagegen warten Anleger bei der Europäischen Zentralbank (EZB) und der US-Notenbank (Fed) noch auf die erste Zinssenkung. Entsprechend gross ist die Erwartungshaltung. Diese hat den Börsenkursen im Monat März Rückenwind gegeben, zumal sich die Weltwirtschaft robuster entwickelt als erwartet. 

Die letzten Wochen wurden auch von der auslaufenden Bilanzsaison geprägt. Unternehmen wie Swisscom, Sandoz und Swiss Life haben ihre Ergebnisse vorgelegt und für Impulse gesorgt. Gleichzeitig wurden auch erste Schwergewichte wie Roche und Novartis Ex-Dividende gehandelt. Der Schweizer Leitindex SMI hat im März um 1,7 Prozent zugelegt und seinen prozentualen Gewinn seit Jahresbeginn auf 4,5 Prozent erhöht. Dies ist aufgrund seiner defensiven Ausrichtung deutlich weniger als beim deutschen DAX oder dem S&P 500 aus den USA. Dass Zykliker und Wachstumswerte weiterhin Auftrieb haben, sieht man in der Nahsicht selbst beim SMI.

Die grosse Gewinnerin im Swiss Market Index im März ist Lonza (+13,9 Prozent). Die Aktie hat sich damit deutlich von den Tiefstständen des letzten Jahres gelöst und ist seit Jahresbeginn sogar die Nummer 1 im SMI. Der weltweit grösste Pharmaauftragsfertiger stellt sich nach den Boomjahren der Corona-Pandemie auf ein Übergangsjahr ein. Dennoch konnte das Unternehmen mit positiven Nachrichten aufwarten. Vor wenigen Tagen wurde eine der grössten Produktionsanlagen weltweit für biologische Medikamente in den USA übernommen. Lonza kann so die Kapazitäten im Markt für biologische Wirkstoffe ausweiten, der mit hohen Wachstumsraten und Gewinnmargen als attraktiv gilt. Ebenso wichtig war die Frage, wer Lonza in die nächste Wachstumsphase führen wird. Die wurde teilweise mit dem designierten Verwaltungsratspräsidenten Jean-Marc Huët beantwortet. Die Personalie des zukünftigen CEOs steht jedoch noch offen.

UBS und Holcim als Gewinner im SMI

Mit dem Zementkonzern Holcim (+12,1 Prozent) und der Grossbank UBS (+12,5 Prozent) haben weitere Zykliker an der Börse eine starke Performance gezeigt. Die defensiven SMI-Schwergewichte Roche (-2,8 Prozent), Nestlé (+3,3 Prozent) und Novartis (-3,4 Prozent) kamen hingegen im Lenzmonat nicht wirklich vom Fleck, wobei wie schon erwähnt die beiden Pharma-Titel Dividendenabgänge verzeichnet haben.

Die Aktie von Holcim profitiert hingegen von einem robusten Jahresergebnis, das Ende Februar veröffentlicht wurde. Auch auf Jahressicht ist die Aktienperformance mit plus 42,2 Prozent überdurchschnittlich stark. Der Ausblick für 2024 ist optimistisch und deutet auf weiteres Margenwachstum hin. Gleichzeitig ist aufgrund der erwarteten Ergänzungsakquisitionen mit einem weiteren Umsatzwachstum zu rechnen. Der designierte CEO Miljan Gutovic wird Anfang Mai voraussichtlich einen erfolgreichen Start haben.

Zusätzlich dürften sich sowohl der geplante Börsengang des Nordamerikageschäfts im ersten Halbjahr 2025 als auch das bereits in Gang gesetzte Aktienrückkaufprogramm positiv auswirken. Holcim, mit den Grossaktionären Thomas Schmidheiny und Martin Ebner, hat eine starke Marktstellung sowohl in Europa als auch in den USA: In Europa profitiert der Konzern in Wachstumsbereichen wie dem nachhaltigen Bauwesen und rezyklierten Baumaterialien, in den USA voraussichtlich von zukünftigen Infrastrukturprojekten.

Die UBS-Aktie ist auf den höchsten Stand seit 2008 gestiegen. Auf Jahressicht muss sich der Banken-Titel mit plus 62,5 Prozent nur gegenüber Logitech geschlagen geben. Dies deutet darauf hin, dass sich die Übernahme der Credit Suisse auszahlt - oder zumindest der Markt dies antizipiert. Sicherlich geholfen hat auch die Ankündigung, dass die Dividende auf 70 Cent erhöht werden soll. Und das Aktienrückkaufprogramm soll in diesem Jahr wieder aufgenommen werden.

Die neue Grossbank verzeichnete im vierten Quartal einen Nettoverlust von 279 Millionen Dollar, wie sie bekannt gab. Dies ist das zweite Quartal, in dem die übernommene CS vollständig berücksichtigt wird. Branchenkenner gehen davon aus, dass gerade die Übernahme der UBS ermöglichen wird, im Bereich der renditeträchtigen Vermögensverwaltung zu wachsen. Doch bleibt die Kostenkontrolle insgesamt entscheidend, insbesondere angesichts der notwendigen Investitionen in die Informatik-Plattform der Bank und die künstliche Intelligenz.

Börsenmonat März: Tops und Flops im SMI

Titel Kursentwicklung im März 2024 Kursentwicklung seit Anfang Jahr

Kursentwicklung auf Jahressicht

Lonza +13,9 Prozent +49,8 Prozent -2,2 Prozent
UBS +12,5 Prozent +7,2 Prozent +62,5 Prozent
Holcim +12,1 Prozent +22,0 Prozent +42,2 Prozent
Givaudan +9,7 Prozent +17,8 Prozent +39,5 Prozent
Swiss Re +8,3 Prozent +22,3 Prozent +25,7 Prozent
Swisscom +6,5 Prozent +5,9 Prozent -8,9 Prozent
Logitech +5,0 Prozent +2,1 Prozent +68,2 Prozent
Sika +4,8 Prozent -1,2 Prozent +7,2 Prozent
Nestlé +3,3 Prozent -3,2 Prozent -13,5 Prozent
Geberit +3,2 Prozent -0,7 Prozent +8,2 Prozent
Zurich Insurance +3,2 Prozent +10,3 Prozent +15,1 Prozent
ABB +2,7 Prozent +14,8 Prozent +42,1 Prozent
Partners Group +1,0 Prozent +7,5 Prozent +55,6 Prozent
Alcon -0,6 Prozent +14,1 Prozent +19,8 Prozent
Swiss Life -2,7 Prozent +9,7 Prozent +16,6 Prozent
Roche -2,8 Prozent -7,9 Prozent -12,2 Prozent
Novartis -3,4 Prozent +1,9 Prozent +10,8 Prozent
Richemont -4,2 Prozent +16,0 Prozent -4,5 Prozent
Sonova -5,7 Prozent -4,3 Prozent +1,3 Prozent
Kühne + Nagel -17,9 Prozent -15,8 Prozent -6,4 Prozent

Daten: Bloomberg, 25. März 18 Uhr.

Kühne+Nagel musste im März mit minus 17,9 Prozent einen deutlichen Kursrückgang hinnehmen - dies dürfte den Mehrheitsaktionär und Milliardär Klaus-Michael Kühne nach seinem Signa-Abenteuer nicht erfreuen. Der Logistikkonzern mit Hauptsitz in Schindellegi (SZ) verzeichnete im Geschäftsjahr 2023 rückläufige Ergebnisse auf allen Ebenen, einschliesslich des vierten Quartals. Die Auswirkungen der jüngsten Akquisitionen in Malaysia sowie des Personalabbaus im letzten Quartal sind derzeit schwer absehbar. Allerdings sollten sich die Störungen am Roten Meer positiv auf den Bruttogewinn pro Container auswirken. Die Aktionärinnen und Aktionäre sollen immerhin nach der Generalversammlung am 8. Mai eine Dividende von 10,00 Franken pro Aktie erhalten

Polypeptide im Windschatten von Lonza

Der breite Markt, gemessen am Swiss Performance Index (SPI), verzeichnete im März einen Anstieg um 3 Prozent. Dabei war der grosse Gewinner der Pharmaauftragsfertiger Polypeptide. Das Unternehmen mit dem schwedischen Mehrheitsaktionär Frederik Paulsen erfreute sich am Momentum im Windschatten von Lonza. Die Finanzierungsfrage wurde gelöst und Polypeptide erwartet für 2024 wieder positive EBITDA-Zahlen. Der Kapazitätsausbau wird weiterhin vorangetrieben. Allerdings ist hier nicht alles Gold, was glänzt. Das Unternehmen aus Baar (ZG) hat seit seinem Börsengang im Jahr 2021 bereits drei Gewinnwarnungen veröffentlicht. Zudem gab es einen Wechsel im Top-Management im vergangenen Jahr.

Auch der Spinnmaschinenhersteller Rieter und der Automobilzulieferer Autoneum überzeugen mit starken Kursgewinnen. Das sind ebenfalls Titel, die vornehmlich zyklische Eigenschaften aufweisen. Die Gewinnzahlen und der Ausblick von Rieter brachten Mitte März keine Überraschungen. Es bleibt nun abzuwarten, wann und in welchem Ausmass eine Erholung der Bestellungen eintritt. Marktbeobachter prognostizieren für 2025 einen starken Aufschwung. Der derzeitige CEO Thomas Oetterli wird dabei zukünftig auch das Amt des Verwaltungsratspräsidenten übernehmen. Dabei handelt es sich allerdings um eine Übergangslösung, da das Doppelmandat nur vorübergehend sein wird.

Börsenmonat März: Tops und Flops im SPI

Titel Kursentwicklung im März 2024 Kursentwicklung seit Anfang Jahr

Kursentwicklung auf Jahressicht

Tops im SPI
Polypeptide +75,4 Prozent +56,9 Prozent +54,7 Prozent
Evolva +61,9 Prozent +30,0 Prozent -94,5 Prozent
Addex Therapeutics +47,0 Prozent +85,7 Prozent -48,0 Prozent
Rieter +29,4 Prozent +34,7 Prozent +30,3 Prozent
Autoneum +24,5 Prozent +15,8 Prozent +35,2 Prozent
Obseva +22,9 Prozent -62,4 Prozent -85,7 Prozent
Peach Property +22,5 Prozent -10,3 Prozent -24,5 Prozent
Bachem +21,4 Prozent +28,0 Prozent -3,8 Prozent
Huber + Suhner +17,6 Prozent +8,4 Prozent -3,1 Prozent
Medartis +15,7 Prozent -3,1 Prozent +25,9 Prozent
Flops im SPI
Metall Zug -9,8 Prozent -14,8 Prozent -30,4 Prozent
Vetropack -12,4 Prozent -19,4 Prozent -28,3 Prozent
Kühne + Nagel -17,9 Prozent -15,8 Prozent -6,4 Prozent
GAM -18,6 Prozent -26,1 Prozent -43,3 Prozent
AMS Osram -19,1 Prozent -49,5 Prozent -69,0 Prozent
Kinarus Therapeutics -20,8 Prozent +950,0 Prozent -64,2 Prozent
Swiss Steel -23,5 Prozent -5,9 Prozent -43,5 Prozent
Arundel -24,7 Prozent -4,7 Prozent -52,0 Prozent
Hochdorf -39,6 Prozent -34,2 Prozent -54,1 Prozent
Spexis -53,3 Prozent +87,8 Prozent -76,7 Prozent

Daten: Bloomberg, 25. März 18 Uhr.

AMS Osram bleibt sich mit negativen Schlagzeilen treu

Ein grosser Verlierer im breiten Markt neben dem Biotech-Titel und Pennystock Spexis ist der Milchverarbeiter Hochdorf. Der Kursabsturz erfolgte nach einem kurzen Aufbäumen in ähnlicher Grössenordnung. Der Grund dafür ist, dass trotz einer Rückkehr in die operative Gewinnzone eine Eigen-Sanierung nicht mehr möglich ist. Die finanziellen Altlasten wiegen zu schwer. Hochdorf hofft nun auf Rettung durch einen Investor.

Die Transformation von Hochdorf zu einem margenstarken Milchveredler wird weiterhin vorangetrieben. Milch- und Molkereiprodukte mit funktionalem oder spezifischem Zusatznutzen wie zum Beispiel laktosefreies Milchpulver oder veganer Milchpulverersatz würden gezielt gefördert und weiterentwickelt. Das Erreichen angemessener Margen wird laut Marktexperten noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Das erschwert die Suche nach Investoren.

AMS Osram bleibt sich auch im März treu: An der Börse dominiert die Farbe Rot. Der Absturz Ende Februar war schon schlimm. Das Unternehmen überraschte nun völlig mit der Ankündigung der Stornierung des microLED-Schlüsselprojekts. Die neue Wafer-Fabrik in Kulim, Malaysia, wird daher nicht zum Wachstum beitragen. Stattdessen kündigte der Technologiekonzern einen erheblichen Wertberichtigungsbedarf von 600 bis 900 Millionen Euro an.

Das Unternehmen aus Unterpremstätten, Österreich, muss Vertrauen aufbauen. CEO Aldo Kamper muss aufräumen, was Everke mit seinem Expansionswillen hinterlassen hat. Immerhin ist mit dem Verlust des Micro-LED-Auftrags auch ein Klumpenrisiko weggefallen. Das Management hat Entwarnung bezüglich der Liquidität gegeben und die Umsätze sollten spätestens ab der zweiten Jahreshälfte wieder steigen. Marktbeobachter erwarten ab 2025 eine Erholung der Bruttogewinnmarge und langfristig sollte ab 2026 wieder zweistelliges Umsatzwachstum eintreten.

ManuelBoeck
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